Aktuelles zu "Titanunverträglichkeit"

Stellungnahme der DGI (Deutsche Gesellschaft für Implantologie) zu einem Artikel, der am 06.07.2010 in der Tageszeitung "Die Welt" erschienen ist:


In der Tageszeitung „Die Welt“ erschien am 6. Juli 2010 ein Artikel mit dem Titel „Gefährliche Titanimplantate“. Er nimmt Bezug auf eine noch nicht veröffentlichte Studie, der zufolge sehr seltene Unverträglichkeitsreaktionen gegen Titan angeblich durch einen einfachen in-vitro-Test nachgewiesen und so Risikopatienten identifiziert werden könnten.

Gemessen wird bei diesem Test, den ein Berliner Labor entwickelt hat, die Freisetzung von Entzündungsmediatoren wie Interleukin 1 o.ä. durch Makrophagen nach Kontakt mit Fremdkörpern wie Metallpartikeln. Dem Artikel in der „Die Welt“ zufolge soll diese Makrophagen-Reaktion bei Patienten mit bestimmten Gen-Polymorphismen heftiger ausfallen.

Der DGI-Vorstand hat sich nach der Veröffentlichung des Artikels umgehend aber leider vergeblich bemüht, die Studie zu erhalten, um ihre Qualität beurteilen und eine wissenschaftlich fundierte Stellungnahme abgeben zu können. Doch leider stehen die Daten der DGI nicht zur Verfügung.

Gleichwohl hat der Vorstand umgehend Kontakt mit Experten aufgenommen. 

Tatsache ist:

1.      Allergische Reaktionen gegen Titanimplantate im Zahn-, Mund- und Kieferbereich sind extrem seltene Ereignisse.

2.      Die Reaktion von Makrophagen auf Fremdkörper-Partikel ist bekannt. Es ist eine unspezifische Reaktion.

3.      Ebenfalls ist bekannt, dass Gen-Polymorphismen zu einer stärkeren IL-1_Antwort oder einer verminderten Gegenregulation führen können. Diese Phänomene sind vor allem bei Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis beobachtet worden. Sie sind sehr selten.

4.      Es gibt Hinweise, dass Patienten mit diesen Genpolymorphismen  ein höheres Risiko für schwere Verläufe einer Parodontitis haben.

Beurteilung des Risikos für Zahnimplantate

Gleichwohl lassen solche Befunde keineswegs den Schluss zu, dass die in-vitro gemessene Zytokin-Freisetzung die Beurteilung eines möglichen Periimplantitis-Risikos um Titanimplantate erlaubt. Das genetisch begründete Risiko hat – wie Studien belegen – einen deutlich geringeren Einfluss als etwa Tauchen und mangelnde Mundhygiene.