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20.02.08 12:27:14 | Haartransplantation nach Strahlen- und Chemotherapie |
Barbara Haider |
Ich hatte 2001 ein Medulloblatom und erhielt nach deren Entfernung eine craniospinale Strahlentherapie mit 35,2 Gy und eine Strahlentherapie am Kopf (Tumorbett) mit 55,2 Gy. Zusätzlich erhielt ich in dieser Zeit von 7 Wochen jeweils einmal pro Woche eine 2mg Dosis VCR. Nach ca. einer Woche begann ich meine Haare zu verlieren. Heute sieben Jahre später sind an den Stellen, an denen ich bestrahlt wurde, nur sehr wenige Haare und diese nur in Flaum-Form. Da ich früher sehr dichtes Haar hatte und auch an den Stellen, an denen keine Bestrahlung stattfand, meine Haare dicht und dick wieder nachwuchsen, frage ich mich, ob es eine Möglichkeit gibt wieder überall dichtes Haar zu haben. Ist eine Transplantation überhaupt auf bestrahlter Kopfhaut möglich und würden Sie mir dazu raten? Danke für Ihre Antwort! |
20.02.08 12:29:27 | Vielen Dank für Ihre Frage im MiraMed Forum. |
Das Ärzteteam |
Nach Strahlentherapie sowie kombinierter Strahlen- und Chemotherapie tritt regelmäßig ein lokaler Haarverlust ein. In Ihrem Fall ist seit diesen Behandlungen sehr viel Zeit vergangen, so dass eine erfolgreiche Eigenhaartransplantation jederzeit möglich wäre. Die Nutzen-Risiko-Abwägung spricht für diese Behandlung. Mit besten Grüßen Das Ärzteteam |
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Die folgenden Fragen wurden von Dr. B. Peter, Ärztezentrum MiraMed/Salzburg, beantwortet.
Wir unterscheiden vorübergehenden, mit Medikamenten oder anderen konservativen Methoden behandelbaren Haarausfall und Haarausfall, der mit diesen Mitteln nicht oder nur ungenügend behandelt werden kann. Die jeweils vorliegende Form des Haarausfalls kann im Rahmen einer ärztlichen Untersuchung geklärt werden. In der Mehrzahl ist die androgenetische Alopezie die Ursache des Haarverlustes.
Diese besondere Form des Haarverlustes wird auch als typisch männlicher Haarausfall bezeichnet. Genetisch bedingt (Vererbung) und durch das Wirken von männlichen Hormonen werden die Haarwurzeln vor allem im Bereich der Geheimratsecken, des Haaransatzes, des Oberkopfes und der Tonsur irreversibel geschädigt. Auch Frauen sind von dieser Form betroffen.
Haare aus dem Hinterhauptbereich haben keine Veranlagung für Haarausfall, sind auf männliche Hormone nicht empfindlich und fallen deshalb nicht aus. Bei Haartransplantation werden Haarwurzeln aus diesem Bereich entnommen und in kahle Stellen verpflanzt. Hier wachsen dies Haare lebenslang weiter. Die Haartransplantation ist also die Umverteilung gesunder Haarwurzeln in kahle Stellen.
Die moderne Haarverpflanzung ist ein schmerzfreier, kleiner Eingriff in örtlicher Betäubung. Alternativ ist die Behandlung auch in Dämmerschlaf- oder Vollnarkose möglich.
Geeignet sind Männer mit androgenetischer Alopezie bzw. männlichem Haarausfall (die Ursache für den Haarausfall bei 95% der Männer). Frauen müssen sich mit ihrem Haut- oder Haartransplantationsarzt besprechen, um die richtige Ursache für ihren Haarausfall zu erfahren. Davon abhängig ist die Frage, ob sie für eine Haarverpflanzungsoperation geeignet sind.
Die Anzahl der nötigen Haare oder Eingriffe ist abhängig von verschiedenen individuellen Gegebenheiten, wie z.B. der Haardicke und der Größe der kahlen Stelle. Ebenso aber auch von dem ästhetischen Anspruch des Patienten. Diese Frage kann also nur individuell zwischen Arzt und Patient geklärt werden.
Mit Hilfe von speziellen Klingen, Rundmessern, Bohrern oder mit dem Laser werden im Bereich der kahlen Stelle Implantationskanäle geschaffen. Da die Kanäle sehr klein sind bleiben keine sichtbaren Narben. Abschließend werden die Haarwurzeln mit Spezialinstrumenten in die Kanäle eingesetzt.
Als Haarausfall bezeichnet man den täglichen Verlust von mehr als 100 Haaren. Die Anzahl der nachwachsenden Haare ist hierbei geringer als die Anzahl der abgestoßenen Haare.
56 % der Männer und 82 % der Frauen geben an zeitweise oder ständig betroffen zu sein. Etwa 95 % der Fälle sind erblich bedingt.
Am bekanntesten sind die seit vielen Jahren erfolgreichen Substanzen Minoxidil und Finasterid. Minoxidil wird bei Männern und Frauen lokal aufgetragen und hilft in bis zu 90 % der Fälle. Finasterid (in Tablettenform) wirkt auf der hormonellen Ebene und wird nur Männern verschrieben. Weitere Inhaltsstoffe sind z.B. Dutasteride und Aminexil. Bei Frauen sehr wirksam sind Cyproteronacetat und 17-alpha-Östradiol.
Moderne Verhütungsmittel wie die Hormonspirale, Hormonpflaster und subkutane Implantate enthalten oft reine Gestagene. Diese haben eine androgenetische und damit den Haarausfall begünstigende Wirkung.
Das Präparat enthält den Inhaltsstoff Finasterid und darf laut Angaben des Herstellers von Männern mit erblich bedingtem Haarausfall im Alter von 18-41 Jahren eingenommen werden.
Finasterid hemmt die Bildung von Dihydrotestosteron (DHT), ohne die Testosteronspiegel wirksam zu beeinflussen. DHT verursacht Haarausfall, Akne und eine Vergrößerung der Prostata. Bei kontinuierlicher Einnahme kann Finasterid den Haarausfall stoppen und die haardichte sichtbar erhöhen.
Das Wachstum der neuen Haare beginnt meist nach 3 bis 8 Monaten und kann bei einigen Haaren genetisch bedingt sogar bis zu 12 Monate dauern.
Weltweit wenden die bekanntesten und erfolgreichsten Behandler bevorzugt die Methode der Follicular Unit Transplantation an.